Fakt oder Mythos | Folge 6
In dieser Folge besprechen wir die letzten drei Aussagen: Sind sie Fakten oder Mythen? Marijn Kuipers spricht mit unserer Expertin, Professor Dr. An Goossens.
Mythos: „Es ist kein großes Problem, wenn Gel-Nagellack nicht richtig ausgehärtet ist.“
Das ist ein Mythos. Richtiges Aushärten ist entscheidend, um zu verhindern, dass nicht ausgehärtete Monomere mit der Haut in Kontakt kommen, was das Allergierisiko erhöht. Vermeide dicke Schichten, befolge die Aushärtungszeiten und verwende eine hochwertige Lampe – vorzugsweise die, die für deine Lackmarke entwickelt wurde, da sie in Kombination getestet wurde.
Fakt: „Acrylatallergien sind bei Menschen mit Diabetes häufiger.“
Das stimmt. Es gibt vermehrt Berichte über Acrylatallergien bei Menschen mit Diabetes. Der Grund dafür ist meist der Kleber, der in Pflastern von Glukosesensoren oder Insulinpumpen verwendet wird. Diese Pflaster bleiben oft über längere Zeit luft- und wasserdicht auf der Haut. Dadurch wird die Haut aufgeweicht (man spricht von Makzeration) und kann beschädigt werden – was es Allergenen erleichtert, in die Haut einzudringen.
Mythos: „Eine Acrylatallergie bedeutet, dass du in Zukunft keine Hüft- oder Zahnimplantate mehr bekommen kannst.“
Zum Glück stimmt das nicht. Wenn bei dir eine Allergie festgestellt wurde, können alternative Behandlungen oder Implantate gewählt werden. Eine Abstoßung von Implantaten ist sehr selten und wird in den meisten Fällen durch mechanische Probleme oder Infektionen verursacht – nicht durch Allergien. In den wenigen Fällen, in denen eine Knie- oder Hüftprothese wegen einer Allergie abgestoßen wurde, lag die Ursache meistens in anderen Stoffen, z. B. in zugesetzten Antibiotika oder Metallen in der Prothese.
Zahnmedizinische Materialien wie Füllungen, Kronen, Prothesen oder Zahnspangen enthalten (Meth)acrylate wie HEMA. Nach dem Aushärten lösen sie in der Regel keine Reaktion mehr aus, da sie nur sehr wenige reaktive Monomere enthalten.
Wichtig ist: Damit medizinische Fachkräfte angemessen reagieren können, solltest du sie immer über bekannte Allergien informieren.
Zum Abschluss dieser Reihe „Fakten und Mythen“ teilt Prof. Dr. An Goossens ihre wichtigsten Tipps für die sichere Anwendung von Gel-Nagellack:
- Kaufe Produkte von Marken mit Sitz in Europa – vermeide Produkte von außerhalb der EU.
- Achte auf die Etiketten und prüfe, ob das Produkt für den Heimgebrauch zugelassen ist. Meide Inhaltsstoffe wie HEMA, Di-HEMA und andere starke Allergene, die sie in ihrer Expertenmeinung nennt.
- Befolge immer die Gebrauchsanweisung – halte die Aushärtungszeit ein und vermeide möglichst Hautkontakt.
- Verwende die Lampe, die zur Marke deines Lacks passt – diese wurden in Kombination getestet.
- Trage Gel nur auf gesunde, unversehrte Nägel auf – warte mit der Anwendung, wenn Haut oder Nägel verletzt sind.
- Vermeide Kontakt mit Gesicht oder Körperstellen während und direkt nach dem Aushärten.
- Wenn du Symptome bemerkst, lasse dich auf (Meth)acrylat-Allergien testen. Teile bestätigte Allergien mit allen Ärzt*innen und behandelnden Fachpersonen.
Fazit
Allergische Reaktionen lassen sich nie vollständig ausschließen – aber mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen ist das Risiko gut kontrollierbar. Und selbst wenn du eine (Meth)acrylat-Allergie hast, ist das kein Weltuntergang.
In vielen Fällen kannst du weiterhin eine andere Art von (Gel-)Lack verwenden. Die Vorstellung, dass du keine Hüftprothese mehr bekommen oder alle Zähne verlieren würdest, ist ein Mythos – medizinische Fachleute können deine Behandlung auf deine Allergie abstimmen.















